Eine kleine Cello-Geschichte

Eine kleine Cello-Geschichte

Eine kleine Cello-Geschichte

"Cello,Cello,Cello" rufen die Klassenkameraden. Nur Fabian ist still und hält sich die Ohren zu. Er hört in sich hinein und möchte, dass die schönen, warmen Klänge des soeben gehörten Cellos noch lange in seinem Kopf nachklingen. Kein anderes Instrument, welches sie vorgespielt bekommen haben hat ihn so verzaubert.

Bevor die Lehrerin ihr Schlusswort beendet beginnen die lautesten der Klasse noch einmal: "Cello,Cello,Cello zu schreien. Fabian hasst es. Sie haben nicht mal richtig zugehört, weiss er weil er sich von ihrem ewigen Schwatzen gestört fühlte. Nur weil der Cellolehrer ein altes SC Bern Dress trug und eine spannende Cellogeschichte erzählt hat, haben sie ihm zugejubelt, vermutet er.

"So und nun könnt ihr mir zeigen kommen, was ihr in der letzten halben Stunde gebastelt habt!" tönt es vom Lehrerpult her kurz bevor es zur grossen Pause läutet. Fabians Klassenkameraden eilen mit ihren Rennautos, Raketen, Panzern und Robotern nach vorn und stellen sie begleitet von viel Lärmgeräuschen auf den grossen Tisch. Während Jedes Kind das erste sein will um seine super Erfindung vorzustellen sitzt Fabian immer noch an seinem Hobelbank.

"Komm, zeig doch Fäbu. Du hast bestimmt einen Teddybären gebastelt, ha, ha.." spottet Lars und alle drehen sich zu Fabian um. Zum Glück rettet die Lehrerin die Situation und erlaubt ihm sein Lieblingsspielzeug fertig zu bauen. Kaum tönt der erste Klingelton der Pausenglocke rast die Bande an Fabian vorbei. "Schutte, schutte!" rufen sie.

Fabian bleibt allein zurück, beschämt versteckt er die vier Drähte, die Schrauben und das Holzstück unter seinen Unterarmen und Händen und beginnt zu weinen. "Komm zeig doch, ein Instrument zu bauen ist sehr schwierig und erst recht ein Streichinstrument. Hat dir die Geige so gut gefallen vorhin?"fragt die Lehrerin. - "Nein, das Cello!" schluchzt Fabian." Die Eltern werden es mir nie erlauben eines zu kaufen und spielen zu lernen! Unsere Familie ist unmusikalisch und basta, du kannst ja nicht mal richtig singen wird es heissen. Es ist bestimmt zu schwierig für mich und überhaupt haben wir zu wenig Geld!" jammert Fabian. Vergebens versucht die Lehrerin ihn zu trösten.

Er getraut sich dann auch nicht seine Eltern zu fragen. Einzig auf den Weihnachtswunschzettel für die Grosseltern, Götti und Gotte schreibt er heimlich nur ein Wort, nämlich Cello und weil sich alle zusammengetan haben und die Lehrerin auch noch etwas nachgeholfen hat klappt es.

Heimlich, aber stolz lernt er nun in den Cellostunden und zu Hause in seinem Zimmer durch streichen und zupfen und den richtigen Handgriffen Cello spielen und darf schon bald im Musikschulorchester mitspielen.

Seine Angst wegen seines Cellospiels geföppelt und ausgelacht zu werden verfliegt spätestens ein paar Jahre später, denn plötzlich ist sein Mitspielen gefragt. Nicht nur die Schülerband will ihn am Elektrocello mitspielen lassen, nein auch der Dirigent der Jugendblasmusik möchte ihn gerne einbauen. "Weisst du, die besten Musikvereine suchen Cellis um an Wettbewerben zusätzlich punkten zu können." hat er erklärt. Auch der Pfarrer hat schon gefragt ob er nicht auch an der Konfirmation spielen könnte.

Als der Lehrer die Achtklässler nach ihren Berufswünschen fragt meldet sich Fabian als einer der ersten zu Wort: "Ich will Celloprofi werden, dafür muss ich zuerst den Musikgymer schaffen. Gestern habe ich die Aufnahme in den Vorkurs der Musikhochschule bestanden." Und etwas Unfassbares geschieht, denn die Klassenkameraden klatschen herzlich Beifall und rufen:" Fäbu Cello, Fäbu Cello!"